Sammelzwang

Der Sammelzwang, also das zwanghafte Sammeln bzw. Anhäufen von Gegenständen, kann die Betroffenen und ihre Angehörigen sehr stark belasten. Bei vielen Erkrankten nimmt das zwanghafte Sammeln über Jahre immer weiter zu, bis es dann so ein großes Ausmaß erreicht, dass die Betroffenen in ihrer Wohnung und/oder an ihrem Arbeitsplatz zunehmend eingeschränkt sind.


Sammelzwang: Behandlung

Bevor mit der Behandlung des Sammelzwangs begonnen werden kann, sollte zunächst einmal erarbeitet werden, um welche Form des Sammelzwangs es sich handelt. Denn obwohl üblicherweise zumeist nur allgemein von “Sammelzwang” gesprochen wird, gibt es sehr unterschiedliche Krankheitsbilder, die sich hinter dem übermäßigen Sammeln verstecken können:

Sammelzwang bei Zwangsstörungen

Der Sammelzwang kann als Symptom einer Zwangsstörung auftreten. Als Zwangsstörungen bezeichnet man dabei Erkrankungen, bei denen die Betroffenen unter sich aufdrängenden Gedanken oder Impulsen leiden, mit welchen sie sich immer wieder beschäftigen müssen. Der Sammelzwang tritt dann zumeist als eine von mehreren Zwangshandlung auf, häufig zusammen mit anderen Zwängen, wie zum Beispiel Ordnungszwängen oder Waschzwängen.

Pathologisches Horten / Messie-Syndrom

Wenn der Sammelzwang gegenüber anderen Zwangssymptomen stark im Vordergrund steht oder alleine ohne andere Zwänge auftritt, spricht man demgegenüber von dem so genannten Pathologischen Horten, auch als Messie-Syndrom bekannt.

Das Pathologische Horten stellt dabei eine gesonderte Form der Zwangserkrankungen dar und wird deswegen auch in den aktuellen Diagnosesystemen, wie zum Beispiel dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders - DSM-5 der American Psychiatric Association (APA) als eigenständiges Krankheitsbild, nämlich als so genannte Hoarding Disorder, aufgeführt.

Weiterlesen:
   • Pathologisches Horten
   • Messie-Syndrom


Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Eine andere Form des Sammelzwangs kann bei der so genannten Zwanghaften Persönlichkeitsstörung auftreten. Die so genannte Zwanghafte Persönlichkeitsstörung ist dabei durch ein hohes Maß an Ordnungsliebe und Genauigkeit gekennzeichnet. In Bezug auf den Sammelzwang kann es bei den Betroffenen vorkommen, dass sie sehr viel Zeit mit dem Ordnen und Sortieren von bestimmten Dingen verbringen - also zum Beispiel Zeitungsausschnitte zu bestimmten Themen sammeln, Materialien für ihre Arbeit sehr sorgfältig in zahlreichen Aktenordnern sammeln, ihre Rechnungen etc. nach einem ganz bestimmten Muster ablegen und so weiter - wofür sie aber so viel Zeit und Energie aufbringen müssen, dass andere Aufgaben unerledigt liegen bleiben und sich oftmals mit der Zeit immer mehr unerledigte Dinge ansammeln.

Die Betroffenen geraten dadurch dann häufig noch mehr unter Druck, und versuchen dann erst recht auf die Ordnung und Struktur zu achten, wodurch sich dann die Probleme aber noch weiter verstärken. Im Gegensatz zur Zwangsstörung, bei der den Betroffenen zumeist die Überwertigkeit der Zwangshandlungen bewusst ist, erleben die Betroffenen bei der Zwanghaften Persönlichkeitsstörung ihr Handeln zumeist als notwendig und sinnvoll, so dass es ihnen zum Teil sehr schwer fallen kann, sich von diesem Verhalten zu lösen und neue Verhaltensmodelle auszuprobieren.

Weiterlesen:
   • Zwanghafte Persönlichkeitsstörung


Sammelzwang bei psychotischen Erkrankungen

In seltenen Fällen können Sammelzwänge auch im Rahmen von psychotischen Erkrankungen auftreten. Diese entstehen zum Teil aus der psychotischen Erkrankung selbst heraus, zum großen Teil sind diese Zwänge dann aber auch auf eine Nebenwirkung der antipsychotischen Medikation zurückzuführen, denn viele der zur Behandlung von Psychosen eingesetzten Medikamente können als Nebenwirkung Zwänge auslösen.

Sammelzwang bei Kindern und Jugendlichen

Der Sammelzwang kann ähnlich wie die anderen Zwangsstörungen auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Im frühen Kindesalter kommt es dabei aber zumeist zu eher harmlosen und in der Entwicklung des Kindes vollkommen “normalen” Phasen des Sammelns, Hortens und Sortierens, die sich im weiteren Verlauf wieder von alleine legen.

Ein “echter” Sammelzwang dagegen kann oftmals im Jugendalter beginnen. Dabei fällt es den Eltern häufig schwer zu unterscheiden, was noch “normales Sammeln” ist, und wo eine Zwangsstörung beginnt.

Da diese Unterscheidung zwischen einem vielleicht altersgruppengrechten und harmlosen Phänomen oder einer krankheitswertigen Zwangssymptomatik nicht einfach ist, sollten sich die betroffenen Eltern bei einem entsprechenden Verdacht nach Möglichkeit immer Unterstützung bei einem in der Behandlung von Zwängen erfahrenen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten bzw. Psychiater holen.

Sammelzwang: Therapie

Je nach dem, welche der oben genannten Formen des Sammelzwangs vorliegen, unterscheidet sich auch die Therapie. Insgesamt gesehen hat sich in der Vergangenheit dabei zur Behandlung von Zwängen insbesondere die so genannte Kognitive Verhaltenstherapie als erfolgreich gezeigt.

Zwangsstörung

Wenn der Sammelzwang gemeinsam mit anderen Zwängen im Rahmen einer Zwangsstörung auftritt, wird er üblicherweise am erfolgreichsten durch eine Psychotherapie, zumeist eine Verhaltenstherapie, behandelt. Dabei ist es wichtig, dass neben dem Sammelzwang auch die anderen Zwänge und deren Ursachen parallel mit bearbeitet werden, da es sonst zu einer Verschiebung der Zwänge kommen könnte: Viele Zwangserkrankte kennen das Phänomen, dass sie einen Zwang bearbeiten und versuchen ihn zu reduzieren - und dass sich dadurch andere Zwänge verstärken, um den “Verlust” des ersten Zwangs “auszugleichen”. Bei der Therapie der Zwänge muss also darauf geachtet werden, dass die bearbeiteten Zwänge nicht durch andere Zwänge ersetzt werden.

Weiterlesen:
   • Zwänge: Therapie


Pathologisches Horten / Messie-Syndrom

Falls ein Sammelzwang im Sinne eines Pathologischen Hortens beziehungsweise eines Messie-Syndroms vorliegt, dann ist oftmals ebenfalls eine ambulante Psychotherapie sinnvoll. Parallel zur Behandlung in der Praxis des Therapeuten sollten dann aber auch Termine direkt vor Ort in der Wohnung beziehungsweise am Arbeitsplatz des Erkrankten durchgeführt werden, damit die Betroffenen das theoretisch erarbeitete Wissen auch direkt im Alltag ausprobieren können.

Bei besonderes schwer ausgeprägtem Pathologischen Horten kann es sein, dass die Betroffenen zunächst eine regelmäßigere Unterstützung, zum Beispiel durch Sozialtherapeuten o.ä. benötigen, um ihren Alltag wieder managen zu können. Auch die Unterstützung durch andere Betroffene, zum Beispiel durch eine Selbsthilfegruppe, kann hilfreich sein.

Weiterlesen:
   • Pathologische Horten: Therapie


Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Bei der überhöhten Ordnungsliebe und Sammelaktivität im Rahmen einer Zwanghaften Persönlichkeitsstörung erfolgt zu Beginn der Therapie zunächst ein anderer Ansatz, denn mit den Betroffenen muss zunächst einmal erarbeitet werden, warum es sich überhaupt lohnen kann, das zwanghafte Verhalten zu verändern. Im Vordergrund steht also zunächst einmal die Motivationsarbeit, erst danach kann die eigentliche Bearbeitung des zwanghaften Verhaltens stattfinden.

Psychotische Erkrankungen

Wenn die Sammelzwänge im Verlauf einer psychotischen Erkrankung auftreten, ist demgegenüber neben der Psychotherapie insbesondere eine adäquate Anpassung der antipsychotischen Medikation wichtig.

Autoren des Artikels: